Im Gespräch mit dem armenischen Bischof: Verborgene Identitäten

Ahmet Özay interviewt den armenischen Bischof Karekin Bekdjian über die 500.000 verborgenen Armenier in der Türkei, die als Muslime leben.
October 27, 2025
Ahmet Özay
Zur Veröffentlichung

Eines der wichtigsten Interviews meiner journalistischen Laufbahn führte ich mit Karekin Bekdjian, dem Bischof der Armenier in Deutschland. Was er mir offenbarte, veränderte meinen Blick auf die Geschichte.

500.000 verborene Armenier

Zum ersten Mal deutete ein hochrangiger armenischer Geistlicher an, dass in der Türkei etwa 500.000 Muslime leben, die noch immer Armenisch sprechen. Diese Menschen sind Nachkommen von Armeniern, die während und nach 1915 zum Islam konvertierten - manche freiwillig, viele unter Zwang.

Die Geschichte der Konversion

Während des Genozids an den Armeniern 1915 war die Konversion zum Islam für viele der einzige Weg zum Überleben. Besonders Frauen und Kinder wurden in muslimische Familien aufgenommen und islamisiert.

Das Schweigen brechen

Jahrzehntelang war dieses Thema tabu. Weder die türkische noch die armenische Seite wollte darüber sprechen. Die einen aus Scham über die Vergangenheit, die anderen aus Angst vor Repressionen.

Die neue Generation

Heute beginnt eine neue Generation, Fragen zu stellen. In Ostanatolien entdecken Menschen ihre armenischen Wurzeln. Manche lernen heimlich Armenisch, andere suchen nach ihren wahren Familiennamen.

Die Rolle der Kirche

Bischof Bekdjian betonte, dass die armenische Kirche diese Menschen nicht im Stich lassen dürfe. 'Sie sind unsere verlorenen Kinder', sagte er. 'Wir müssen ihnen die Hand reichen.'

Parallelen zu anderen Minderheiten

Diese Geschichte der verborgenen Identitäten ist kein Einzelfall. Ähnliches geschah mit Griechen, Assyrern und anderen christlichen Minderheiten. Auch bei den Aleviten gibt es ähnliche Phänomene.

Die Bedeutung für die Versöhnung

Das Anerkennen dieser verborgenen Geschichten könnte ein Schlüssel zur Versöhnung zwischen Türken und Armeniern sein. Wenn wir verstehen, wie verwoben unsere Geschichten sind, können wir vielleicht gemeinsam in die Zukunft blicken.

Artikel teilen